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 Das mit großem Einsatz und viel Liebe zum Detail restaurierte Wirtshaus Friedrich in Buch bei Hartberg wurde zum „Steirischen Wahrzeichen“ erhoben. Hausherr Andreas Friedrich über gelungene Revitalisierungen, Authentizität – und seltene Glücksfunde.

Worin bestand für Sie der Reiz, erst den „Troadkast'n“ und später das historische Wirtshaus derart detailgenau zu restaurieren?

Meine Eltern, Helga und Herbert, haben schon 2005 mit dem historischen Rückbau der Fassade des Gebäudes begonnen. Für mich war es ein großes Ziel, unser Wirtshaus möglichst authentisch zu gestalten. Die Gäste sollten spüren, dass dies ein Haus mit Geschichte ist. Aus dieser Motivation heraus und mit großem Augenmerk auf Details, haben wir vergangenes Jahr die Auszeichnung „Steirisches Wahrzeichen“ erhalten.

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„Unsere Gäste sollen spüren, dass dies ein Haus mit Geschichte ist.“ Andreas Friedrich

Es ist vermutlich nicht immer einfach, den „Urzustand“ historischer Gebäude zu rekonstruieren. Wie hilft man sich da?

Das Land Steiermark hat eine eigene, kompetente Fachabteilung für solche Revitalisierungen, die uns sehr unterstützt hat. Auch mit alten Fotos haben wir uns natürlich geholfen. Zum Bespiel bei unserer Tenne, die wir jetzt für größere Feierlichkeiten anbieten, haben wir genau geschaut, wo die alten Leitern platziert waren, wie die Schalter und Stecker seinerzeit ausgesehen haben. Bei solchen Details braucht es schon eine gewisse Hartnäckigkeit, manchmal auch Glück. Drei der vier Lampen hier in der Gaststube sind vom Urgroßvater, die haben wir am Dachboden und im Wirtschaftsgebäude verstreut gefunden. Die vierte dazu hat mein Onkel dann zufällig auf einem Flohmarkt entdeckt.

Man braucht für solche Revitalisierungen auch die richtigen Handwerker.
Mittlerweile haben wir zum Glück ein Netzwerk an Leuten, die sehr gut verstehen, wo wir hinwollen und auch das nötige Wissen und Können haben.

Diese Liebe zum Detail ist mit großem Zeitaufwand und Kosten verbunden. Wird das von Ihren Gästen honoriert?

Wir hören oft, die Atmosphäre bei uns sei authentisch, echt. Das ist natürlich ein großes Kompliment.
Die Leute kommen gerne für kleine und große Feiern. In die kleine Stube, wo der Urgroßvater seinerzeit, vor mehr als hundert Jahren, Schuhe gemacht hat, ins „Sitzzimmer“ oder bei großen Anlässen in die Tenne samt Gewölbe, wo bis zu 60 Gäste Platz finden.

Die Gastronomie soll zum Konzept passen. Worauf achten Sie dabei?

Wir waren immer ein kleiner Familienbetrieb. Mit der eigenen Landwirtschaft versuchen wir, unsere Produkte bestmöglich auf den Tisch zu bringen: Kartoffeln, Kürbiskernöl, Wein, Nüsse, Apfelsaft, Schweinefleisch von Grammeln bis zu den Edelteilen, Kräuter natürlich auch. Bei den Produzenten achten wir ebenso auf Regionalität. Die Karte soll ein kulinarischer Streifzug durch die Oststeiermark sein. Auch die Produkte, die wir über Eurogast Interex beziehen, wie Gratzer Bier, Steirerquell und Weine, kommen oft aus der Gegend.

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„Unsere Speisekarte ist ein kulinarischer Streifzug durch die Oststeiermark.“ Andreas Friedrich

Gasthäuser haben es derzeit nicht immer leicht. Die Herausforderungen wachsen, gerade am Land. Viele sind auf der Suche nach neuen Konzepten, andere sperren leider zu. Woran machen Sie Ihren Erfolg fest?

Ein sehr komplexes Kapitel. Zum einen haben die Gäste natürlich einen gewissen Anspruch, den es zu erfüllen gilt. Dazu scheint es mir wichtig, einen guten Familienverband zu haben. Da haben wir großes Glück.
Meine Schwester arbeitet im Betrieb mit, meine Eltern sind beide noch sehr aktiv, auch meine Frau Katharina hilft mit. Somit sind wir nicht nur auf Fremdpersonal angewiesen, was natürlich mit ganz anderen Kosten verbunden wäre. Zusätzlich haben wir ein sehr engagiertes Team im Service und in der Küche.
Mir war auch wichtig, selbst gut Bescheid zu wissen, worauf es bei den Produkten ankommt, die wir bei uns anbieten. Ich bin gelernter Koch, außerdem Diplom-Sommelier für Wein, Käse und Fleisch. All das Gesagte zusammen genommen hilft uns sicher dabei, gut und erfolgreich zu arbeiten. Aber ein Allheilmittel kennen wir leider auch nicht.

Ihr Winzerhaus mit Apartments, der Troadkast'n, das Wirtshaus samt der Tenne – neben dem laufenden Betrieb arbeiten Sie bereits an der nächsten Revitalisierung eines alten Gebäudes.

Der Steinkreilerhof, ein sehr schönes, historisches Gebäude aus dem 13. Jahrhundert, dessen Bausubstanz wir aus dem nahen Floing komplett nach Geiselberg übersiedelt und neben unserem Troadkast’n wieder aufgebaut haben. Den Hof haben wir 2008 schon gekauft und mit der Planung und dem Wiederaufbau begonnen. Zwischenzeitlich ging die ganze Energie in die Restaurierung unseres Wirtshauses und der Tenne.
Nächstes Ziel ist nun die Fertigstellung des Steinkreilerhofes, der dann als Ferienhaus genutzt werden soll.
Wir freuen uns, wenn es so weit ist.

Vielen Dank für das Gespräch.

Wirtshaus Friedrich

Im Jahre 1913 kauften Andreas Friedrichs Urgroßeltern das heutige Wirtshaus Friedrich im oststeirischen Buch bei Hartberg. Zur Schuhmacherwerkstätte vom Urgroßvater konnten dort wenige Jahre später erste „Sommerfrischler“ beherbergt und verpflegt werden.
Über die Jahrzehnte und Generationen wurde aus der Werkstätte ein zusätzlicher Gastraum, das Wirtshaus etablierte sich als bodenständiges, sehr gutes Speiselokal. Über die vergangenen zwei Jahrzehnte wurde die Fassade des Gebäudes auf den Stand von 1928 rückgebaut.
Auch der Innenraum wurde neu gestaltet, in vielen Details ganz im Sinne historischer Vorlagen.
2024 wurde das Wirtshaus Friedrich dafür vom Land als Steirisches Wahrzeichen prämiert.

Schon 2004 erhielt Familie Friedrich für ihren ebenso sorgsam restaurierten Troadkast’n, ehemals ein kleiner Getreidespeicher, der jetzt als Ferienhäuschen dient, eine solche Auszeichnung.

© Text & Fotos: Michael Rathmayr

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