Kolumbien am Wörthersee

Die Liebe hat den Kolumbianer Mario Jimenez nach Klagenfurt geführt. Als „El Colombiano“ serviert er dort das lateinamerikanische Streetfood Empanadas – samt österreichischem Einschlag.

Text & Bild: Michael Rathmayr

Man spricht Spanisch am Wörthersee. Jedenfalls begrüßen viele Gäste den Hausherrn in seiner Muttersprache. Sie haben sichtlich Spaß daran, Gelerntes bei Mario Jimenez auch einmal anwenden zu können. Die Wände des Lokals zieren Souvenirs aus Jimenez’ alter Heimat. Im Hintergrund läuft ein kolumbianischer Radiosender, gerade lässt Manu Chaos Kracher „Mala Vida“ hier in der Viktringer Vorstadt trotz mausgrauem Himmel die Sonne scheinen. El Colombiano hebt die Laune, die Leute aus den Büros im Umkreis kommen mittags gerne hierher.

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König Zufall

Mario Jimenez ist in der 600.000-Einwohner-Stadt Bucaramanga, rund
400 Kilometer nördlich von Kolumbiens Haupstadt Bogotá aufgewachsen. Seine Mutter führte dort ein Restaurant. Nach einem Studium in Internationalem Wirtschaftswesen ging er mit 25 Jahren nach Spanien, Valencia – mit dem Plan, dort seinen Master zu machen. Aber es kam anders.

Jimenez begann, regelmäßig seine Freund:innen zu verköstigen, entdeckte so seine Liebe zum Kochen. Er orientierte sich neu, machte in Valencia eine Ausbildung zum Koch. In der Sternegastronomie Madrids verdiente er sich später bei Größen wie Alberto Chicote seine Sporen, auch Papst Benedikt hat er einmal bekocht. Schließlich, so der nächste Plan, wollte er zurück nach Kolumbien, das Restaurant von Mama in Bucaramanga übernehmen. Aber vorher sollte es noch einen letzten Europaurlaub mit seinen engsten Freund:innen geben. Der Zufall wollte es, dass dieser Trip 2012 nach Belgien ging. Denn dort landete der blind auf die Landkarte gesetzte Finger, als das Reiseziel bestimmt wurde. Und just in Belgien traf Jimenez dann seine heutige Frau Daniela. Die Funken flogen – statt zurück nach Kolumbien, ging es am Ende von Madrid an den Wörthersee.

Nach ein paar Jahren in der Kärntner Gastronomie (Dolce Vita, Wispelhof, Lagana in Villach) begann Mario Jimenez von zu Hause aus damit, Empanadas zuzubereiten. Erst ließ er die Nachbar:innen probieren, dann die Freund:innen der Nachbar:innen – und so weiter. Es kam Corona dazu, durch Mundpropaganda und die gesteigerte Nachfrage wuchs der Kundenstamm und mit ihm die Produktion rasant. Jimenez reduzierte seine Arbeit in der Gastronomie nach den Lockdowns immer weiter, im März diesen Jahres sperrte er dann endlich seinen eigenen Laden auf. Neben den Empanadas gibt es im El Colombiano auch feine „Arepa Burger“ aus Maisfladen, bei den wechselnden Mittagsmenüs z. B. das deftige kolumbianische Nationalgericht Bandeja Paisa, zwischendurch auch einmal ganz österreichisch Wiener Schnitzel vom Schwein.

„Kolumbien ist nicht nur Escobar und ‚Narcos‘ – mein Land hat so viel mehr zu bieten.“ Mario Jimenez

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Kulinarische Wurzeln

Wenn das Mittagsgeschäft im El Colombiano vorbei ist, machen Jimenez und sein Helfer Anthony, ebenfalls Kolumbianer, sich langsam an die Produktion der Empanadas, jener halbmondförmigen, gefüllten Teigtaschen, wie sie in Süd- und Mittelamerika und in Spanien als Streetfood weit verbreitet sind. Oft ist der Teig aus Weizenmehl, in Kolumbien und bei Mario Jimenez besteht er klassisch aus Maismehl, Wasser, Salz und Öl. Seine handgemachten Empanadas werden frittiert, bei der Füllung sei im Grunde fast alles erlaubt. El Colombiano bietet derzeit gleich fünf Varianten an: von „Chili con Carne“ über „Rote Linsen-Gemüsecurry“ bis „Spinat-Feta-Nuss“. Und natürlich gibt es die Empanadas nach wie vor auch zum Mitnehmen. Warm auf die Hand – oder tiefgekühlt, sie lassen sich zu Hause im Backofen oder in der Pfanne fertig zubereiten. Auch in einigen Restaurants in der Gegend und tiefgekühlt gleich in mehreren Kärntner Supermärkten sind Jimenez’ Empanadas inzwischen zu haben.

Der Erfolg des kolumbianischen Streetfood in Kärnten macht Mario Jimenez stolz. Anfangs ein wenig wie die Maus am Mars in Klagenfurt gelandet, habe er sich bald mit der „bodenständigen, offenen Art hier“ angefreundet. Mit der Zeit schien es ihm wichtig, den Leuten auch ein Stück seiner Kultur näherzubringen, so Jimenez. Denn: „Kolumbien ist nicht nur Escobar und ‚Narcos‘ – mein Land hat so viel mehr zu bieten.“

Empanadas

Halbmondförmige, gefüllte Teigtaschen aus Mais- oder Weizenmehl, die im Ofen gebacken oder frittiert werden. Verbreitet in Mittel- und Südamerika, in Spanien und auf den Philippinen.

© Michael Rathmayr

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