In der Strandbar Steyr, mitten im Naturschutzgebiet, treffen einander Spaziergänger, Radfahrer, die Stammtischrunde – und großteils angezogene Badegäste.
Text: Michael Rathmayr
Die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel – genau genommen knallt sie gnadenlos herunter an diesem heißen Julitag in der Unterhimmler Au. Hier, mitten im schönen Naturschutzgebiet entlang der Steyr, liegt Raffaela Staudingers und Hannes Roithners Strandbar. Wenige Meter entfernt die Badeplätze am mit 13 Grad immer noch sehr, sehr erfrischenden Fluss, an denen mit, aber auch ganz ohne Textilien gesonnt und gebadet wird. Einmal kam eine Dame direkt und quasi ohne Outfitwechsel vom FKK zur Strandbar. Roithner musste ihr schonend beibringen, dass sein Lokal eben nicht zum Nacktareal zählt.
Bunter Mix
Hannes’ und Raffaelas Tochter Clara ist gerade vom Mittagsschlaf aufgewacht, zur Abkühlung gibt es direkt ein Eis. Der zentrale Stammtisch füllt sich derweil langsam: Das kühle Bier rinnt, der Schmäh rennt schonungslos – man kennt sich ja. Das Publikum rundum ist ein bunter Mix aus Spaziergängern, Badegästen und Radfahrern, Jung und Alt. Für einen Gast, der regelmäßig mit dem Fahrrad vorbeikommt, macht Raffaela Staudinger ein vegetarisches Bosna. Anfragen nach Fleischlosem nehmen auch hier zu, man geht mit der Zeit. Zwei Damen im besten Alter teilen sich die „Strandjause“, eine üppige Brettljause mit Bauernbrot und allem, was dazugehört. Weiters im Angebot: saure Wurst, Erdäpfelkas, Käsekrainer und manches mehr. Immer freitags gibt es außerdem Steckerlfisch, wochenends oft Ripperl oder Kistenbratl, manchmal auch Muscheln.
Ausnahmelage
Über den Steckerlfisch kam Hannes Roithner überhaupt erst zur Strandbar Steyr, seinem „Traumplatz“. Anfangs hat ihn der ehemalige Pächter gelegentlich zum Fischgrillen dazugeholt. Seit 2019 hat Roithner ständig in der Strandbar gearbeitet, sie 2022 gemeinsam mit Staudinger übernommen.
„Dieser Platz entschleunigt uns, verbindet für uns Arbeit mit Urlaub“, sagt Hannes Roithner. Aber klar: Echte Pausen gibt es nur, wenn das Wetter schlecht ist – und im Winter. Ansonsten hat die Strandbar von März bis Oktober, täglich von 10 bis 21 Uhr, geöffnet. „Da ist es eine Kunst, wenn man zwischendurch überhaupt zum Einkaufen kommt.“ Mit wachsender Erfahrung lasse sich der Bedarf trotz der Wetterabhängigkeit und des lagebedingt sehr unterschiedlichen Gästeaufkommens gut einschätzen. An Steckerlfisch- und Kistenbratl-Tagen bitten Staudinger und Roithner via Social Media trotzdem um Voranmeldung, um die Mengen besser kalkulieren zu können.
„Wir mögen diesen Ort und die lieben Leute hier einfach."
Raffaela Staudinger
Sanfter Wandel
Die Lokalität an diesem dafür ungewöhnlichen, geschützten Ort gibt es schon lange. Heute würde Derartiges so vermutlich nicht mehr genehmigt werden. Daher sind die Veränderungen, die Roithner und Staudinger an der Strandbar Steyr vornehmen können, vor allem kosmetischer Natur. Ein neuer Zaun, frisch aufgeschütteter Kies, eine neue Holzverkleidung. Die Substanz, ein alter, umfunktionierter Wagen, bleibt bestehen. An heißen Tagen wie diesem gehen die Temperaturen drinnen ans Eingemachte, der Ventilator hilft da nur bedingt.
Irgendwann wolle man ein bisschen erweitern, soweit es die Bestimmungen im Naturschutzgebiet eben zulassen. Ein Sonnensegel steht auch am Plan, um das Ganze noch einmal schmucker zu gestalten. Auch für kleine Feiern aller Art solle die Strandbar gut aufgestellt sein, so Staudinger.
Dass Roithner derzeit noch in manchen Wintern ein paar Monate am Bau arbeitet, sei ganz in Ordnung so, findet er. Mittelfristig gebe es aber schon den Wunsch, die Strandbar ganzjährig zu öffnen, sie auch im Winter mit Heizpilzen, bei Glühwein und dergleichen zu betreiben. Ideen wie diese stehen viele im Raum: „Wir mögen diesen Ort und die lieben Leute hier einfach.“ Wenn möglich, wollen Raffaela Staudinger und Hannes Roithner hier alt werden.
„Dieser Platz entschleunigt uns, verbindet
für uns Arbeit mit Urlaub."
Hannes Roithner
Strandbar Steyr
Gelegen in der Unterhimmler Au, entlang der glasklaren Steyr und direkt am Steyrtal Radweg, bietet Raffaela Staudingers und Hannes Roithners Strandbar ein Sortiment zwischen Heurigem und Würstelstand, mit grandioser Brettljausn, Bosna (auch vegetarisch), Erdäpfelkas und vielem mehr. Außerdem wird freitags bester Steckerlfisch gegrillt, regelmäßig werden Kistenbratl, Ripperl oder Muscheln kredenzt.
© Michael Rathmayr