Zu Gast beim Gast

Auf der Suche nach erfolgversprechenden gastronomischen Ideen ist im Tiroler Unterland das Konzept eines mobilen Lokals entstanden. Ob Belebung leer stehender Objekte in Form von Events oder privates Kochen beim Gast – das Wanderlokal ist in jeder Küche zu Hause.

Text: Michaela Ehammer

Die Gastronomie ist oft ein schwieriges Pflaster und als harter Beruf bekannt, weiß Peter Laiminger, der Gründer von Wanderlokal. Doch sie bietet auch Raum für Kreativität und die eigene berufliche Entfaltung. Zusammen mit der Meisterköchin Sophie Aschaber stellt er mit sogenannten Private Dinings die Restaurantszene auf den Kopf: Er wandert durch kulinarische Welten, kreiert Speisen in den Küchen seiner Gäste und schafft so genussvolle Momente, die in Erinnerung bleiben. „Wenn wir beim Kunden daheim kochen, können wir vollkommen auf die jeweiligen Wünsche und Vorlieben eingehen“, so der gelernte Koch. „Und in der Gastronomie der Zukunft geht es darum, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.“

Aus Liebe zur Kochkunst

Die Idee eines wandernden Lokals entstand aus einer Frage der Existenz. „Ich war drei Jahre als Koch in Wien tätig“, erinnert sich Laiminger. Dann kam die Coronapandemie und er ging zurück nach Tirol. „Die Liebe zum Beruf war da. Die Frage aber lautete, was ich daraus machen könnte.“ So entstand das Wanderlokal. Anfangs habe er sich auf Feste und Kochereien im kleinen Rahmen fixiert, den Blick dabei immer auf das Bewusstsein für gesunde Ernährung gerichtet, die Bewahrung des Traditionellen gespickt mit frischen Ideen sowie den Bezug zu Produkten aus der Region. „So ist das entstanden und mit der Zeit gewachsen“, freut sich der Gründer. Seit Juli des vergangenen Jahres ist auch Küchenmeisterin Sophie Aschaber als Verstärkung und Teilhaberin mit an Bord.

Von Beginn an sei das Konzept sehr gut angenommen worden. Der intimere Rahmen und das Eingehen auf die persönlichen Wünsche und Besonderheiten der Gäste stünden klar im Vorteil. „Die Leute sind begeistert. In einem durchlaufenden Betrieb kann man nicht so viel Zeit für den einzelnen Gast aufbringen“, ist sich der Gastronom der Stärken des Konzepts bewusst. Für den Kunden selbst entstehe kein Aufwand. Vorgekocht werde in der Produktionsstätte, im Alpenrosensaal Westendorf, und von Besteck über Teller bis hin zu den Gläsern werde alles für das private Kocherlebnis mitgenommen. „Wir kommen, wir sind da, und wenn wir wieder weg sind, ist die Küche sauber.“

Erlesen nicht elitär

Von Beginn an stand für Laiminger fest, sich nicht auf eine elitäre Sache beschränken zu wollen. „Unsere Kunden sind Genussmenschen, die die Qualität eines Produkts sowie gute Kocherei schätzen – das schon. Aber es soll preislich immer im Rahmen bleiben.“ Die Leute seien mittlerweile wählerischer, da sie teils auch viel Geld für Dienstleistungen in der Gastronomie ausgeben müssten. Man spüre, dass das Erlebnis als Gesamtheit im Vordergrund stehe, das Thema Essen überlegter und auch öfter in Verbindung mit einem guten Anlass passiere. „So gehen die Gäste lieber einmal weniger auswärts Essen und gönnen sich dafür einmal mehr ein Private Dining.“

Auch Aschaber sieht klare Vorteile des Konzepts: „Die Kunden können selbst bestimmen, wann Sperrstunde ist, und sich ihre Gäste aussuchen.“ Die Gespräche wären zudem ausgelassener, und wenn man satt sei, könne man es sich auf dem Sofa bequem machen, ohne dass es jemanden störe. „Vor allem im Freundes- und Bekanntenkreis höre ich stets, wie gemütlich und unkompliziert diese Abende sind“, erzählt Laiminger. „Und das spricht sich herum.“ Anfangs war das Einsatzgebiet hauptsächlich im Tiroler Unterland von Erl bis Schwaz angesiedelt. Heute treffen die beiden ihre kulinarischen Schauplätze zwischen Innsbruck und Rosenheim an.

"Die Kunden können selbst bestimmen,
wann Sperrstunde ist, und sich ihre Gäste aussuchen."
Sophie Aschaber, Teilhaberin von Wanderlokal

Bunter Alltag

Neben den Private Dinings beleben die beiden Köche aus dem Brixental auch leer stehende Objekte und Restaurants in Form von diversen Events neu. „Es gibt so viele schöne Küchen und Objekte, die in unserer heutigen Zeit leer stehen“, so Laiminger. Gründe dafür gebe es in seinen Augen genug. Betriebe würden oft als Investitionen gekauft oder seien verlassen, weil sich eine Übergabe nicht mehr lohne oder die Pacht zu hoch sei. „Das spielt uns vielleicht für unser Konzept ein bisschen in die Hände.“ So habe man beispielsweise schon in einer Sennerei oder in einem Heustadel Essen angerichtet. „Das ist natürlich eine Herausforderung, weil du dann nicht nur die gesamte Küche mitnehmen, sondern auch für Strom und Wasser sorgen musst“, berichtet Aschaber. 

Auch im Alpenrosensaal Westendorf würden rund vier- bis fünfmal im Jahr Themenabende in Form eines À-la-carte-Restaurants stattfinden. Und nicht zuletzt sei man auch im Catering- und Festgeschäft tätig, beispielsweise auf Hochzeiten und Firmenevents unterwegs, und unterstütze die Kundschaft bei der Findung und Vermittlung der perfekten Feierlichkeit. „Jeder Tag ist anders, das motiviert und macht die Tätigkeit als Gastronom so interessant“, betont Laiminger.

"Wenn wir beim Kunden daheim kochen, können wir vollkommen auf die jeweiligen Wünsche und Vorlieben eingehen."
Peter Laminier, Initiator von Wanderlokal

Bleibender Genuss

Doch der Weg zum Erfolg war nicht immer einfach. „Gestartet habe ich allein, da war schon viel zu tragen und bürokratischer Aufwand zu betreiben“, erinnert sich der Gründer an die Anfangszeit zurück. Die Selbstständigkeit müsse man erst lernen, vieles unterschätze man im Vorhinein. „Plötzlich ist man nicht mehr der Arbeitnehmer, der schimpft, sondern man bekommt die Realität serviert, die viele zusätzliche Stunden mit sich bringt.“ Junge Leute würden heutzutage kaum mehr in die Gastronomie einsteigen wollen. „Doch die, die es machen, gehen motiviert an die Sache heran und schauen, dass es in die richtige Richtung geht.“

Dass die beiden Brixentaler mit ihrem Konzept auf einem chancenreichen Weg sind, zeigt zudem eine Auszeichnung des renommierten österreichischen Magazins Falstaff. Prämiert wurden Innovationsführer von morgen. In der Kategorie „Hotellerie & Gastronomie“ belegte das Wanderlokal im Oktober 2023 den dritten Platz. „Wir sind eigentlich durch Zufall darauf gestoßen und haben uns mit einem coolen Video beworben. Es hat gut funktioniert, könnte man im Nachhinein sagen“, zeigen sich Laiminger und Aschaber bescheiden. „Das ist natürlich eine gute Werbung und es motiviert, genussfreudig weiterzuwandern.“

© Axel Springer, Johannes Kogler

Mehr aus der
Welt von eurogast.

Eurogast Österreich setzt Zeichen für Nachhaltigkeit und eine grünere Zukunft
Nachhaltigkeit hat bei Eurogast Österreich, einem der führenden Gastrogroßhändler des Landes, höchste Priorität.
Rare Geschmackssache
Eine seltene Spezialität hat der Thomahof im steirischen Salzkammergut zu bieten: An zwei Tagen in der Woche wird frische Leber serviert.
Altwiener Gulasch
Ein Gulasch, zum Dahinschmelzen zart und sämig, wird seit bald schon jeher im traditionsreichen „Kaffee Alt Wien“ kredenzt.
Geschmacksexplosion und Hingucker
Die Gourmet Perlen zaubern intensive geschmackliche Erlebnisse und beleben mit ihren Aromen jede Speisekarte: Sie inspirieren zu neuen Kreationen und geben klassischen Gerichten und Getränken einen neuen Dreh.
Gut bedient
Gute Servicekräfte sind rar. Dabei könnte man meinen, dass es doch gar nicht viel braucht, um den Gästen eine angenehme Zeit zu bereiten. Worauf es tatsächlich ankommt, weiß Stephanie Lerch, Service-Lehrerin an der Villa Blanka in Innsbruck.
Hoch hinaus
Die Memminger Hütte in den Lechtaler Alpen wird kurz vor Saisonbeginn von einem Hubschrauber beliefert. Das dauert fast den ganzen Tag und wird vom Hüttenwirt Jarek Schindler gemanagt.