Im Haus aus Eis

Benno Reitbauer kam vor etwa 20 Jahren auf die Idee, Iglus zu bauen und sie gastronomisch zu nutzen. Bis heute treibt ihn diese Leidenschaft für Eis an. 

Text: Haris Kovacevic

Die Idee, Iglus zu bauen und Menschen darin zu bewirten, ist Benno Reitbauer vor etwas mehr als 20 Jahren in Finnland gekommen, wo er in einer Eishöhle übernachten durfte: „Da ich unter den Ersten war, die das in Tirol angeboten haben, glauben viele, dass die Idee von mir kam. Aber dem ist nicht so.“ Nichtsdestotrotz war es Benno, der erkannte, dass Tirol sowohl die Infrastruktur, den Schnee als auch den notwendigen Tourismus hat, um Iglus für Gäste anzubieten – und ihm kamen dabei noch viele weitere Ideen. 

Zunächst einmal sollten es nicht einfach nur Iglus und Schneehöhlen sein. Benno wollte ein Dorf schaffen: „Ich stellte mir die Frage, was es dafür alles braucht: eine Kirche, ein Gasthaus und ein paar Häuser“, lacht der Eventmanager. So entstand das Iglu-Dorf in Brixen im Thale in Tirol, das nicht nur das älteste seiner Art in Österreich ist, sondern auch das größte.

Eigens entwickelte Technik

Möglich gemacht hat das alles die von Benno Reitbauer eigens entwickelte Ballontechnik zur Herstellung von Iglus: „Damit kann ich schnell, stabil und hoch bauen“, erklärt Reitbauer. Die normalerweise aufwendig hergestellten Schneeblöcke stapelt man nicht einfach wie Ziegel aufeinander: „Das würde viel zu lang dauern“, erklärt der Iglu-Experte. Anfangs habe er in die Entwicklung dieses Prozesses viel Zeit und Ressourcen investieren müssen – doch es habe sich gelohnt. 

Zum Teil schaffte Benno Reitbauer im Iglu-Dorf in Brixen im Thale auf diese Weise innerhalb kurzer Zeit 20 Iglus aufzubauen. Zeitweise führte er noch ein zweites Dorf in Mayrhofen. Würde er die Iglus auf herkömmliche Weise bauen, würde sich das nicht spielen, ist er sich sicher.

"Ich stellte mir die Frage, was es für ein Dorf alles braucht: eine Kirche, ein Gasthaus und ein paar Häuser."
Benno Reitbauer, Geschäftsführer Iglu-Dorf

Die Faszination Eis

Warum aber macht man so etwas überhaupt? Und was bewegt Menschen dazu, in einem Iglu eine Party feiern, essen oder sogar übernachten zu wollen? Die Antwort ist recht vielschichtig: Erstmal seien Eis und Schnee völlig unterschätzte Materialien. „Wenn man einmal sieht, was man damit alles bauen kann, ist das einfach faszinierend“, erklärt Reitbauer. 

Benno Reitbauer erzählt, was seine Gäste für Augen machen, wenn sie einmal ein Iglu betreten – oder auch seine Mitarbeitenden, die ein Iglu Schritt für Schritt aufbauen und am Ende kaum glauben können, dass der größte Raum innen eine Höhe von sieben Metern aufweist und eher einer Halle ähnelt. 

Ein Iglu sei außerdem an sich einfach ein Abenteuer. Man dürfe die Schneeblöcke zum Teil mit einer Motorsäge bearbeiten, was vor allem dem männlichen Teil der Gäste enormen Spaß mache. Die von internationalen Künstlern erschaffenen Eisskulpturen kann man bei den ständig wechselnden Ausstellungen bewundern und sehen, dass sich das Material auch für künstlerische Zwecke hervorragend eignet.

"Wenn man einmal sieht, was man damit alles bauen kann, ist das einfach faszinierend."
Benno Reitbauer

Die kalte Seite der Medaille

Schnee kann aber eben auch tricky sein: „In den Iglus herrschen Temperaturen zwischen minus zwei und null Grad Celsius“, erklärt Reitbauer. Wenn man sich ein Fondue zu Gemüte führt, sei man nach etwa einer Stunde ordentlich abgekühlt – sogar trotz ordentlicher Kleidung. Da liege es eben am Gastgeber, das Notwendige mit dem Spaßigen zu verbinden und Eventkreativität unter Beweis zu stellen: Im Iglu-Dorf gibt es daher Fackelwanderungen, Lagerfeuer, Spiele und vieles mehr. 

Auch die Übernachtungen gestalten sich aufgrund des Eises schwierig: Nicht nur die Temperaturen stellen das Team vom Iglu-Dorf vor große Herausforderungen, auch die Luftfeuchtigkeit sorgt dafür, dass Kleidung, die länger als wenige Stunden im Iglu verweilt, klamm wird. Daher konnte man bis vor zwei Jahren immer maximal eine Nacht dort übernachten. Geschlafen wurde auf einem Schneebett, einer Matratze mit Decken, die sogar bei Temperaturen von minus 50 Grad warm halten.

Ein Abend mit Zauber

Seit zwei Jahren bietet das Iglu-Dorf aber keine Übernachtungsmöglichkeiten mehr an: „Die Auflagen der Behörden wurden mir einfach zu hoch“, meint Benno Reitbauer. Außerdem habe es viele Gäste gegeben, die gerne auf die Übernachtung verzichteten und stattdessen das Rahmenprogramm in vollen Zügen genossen. Das habe ihn dazu bewogen, statt eines Hotels Iglu-Zauber-Abende anzubieten – ein Abendessen im Iglu mit vielseitigem Rahmenprogramm. Für den Eventmanager wesentlich spannender als das vorherige Angebot. 

Dass er mit seiner Strategie richtig liegt, beweist das Bestehen des Iglu-Dorfes seit nunmehr fast 20 Jahren: „Mir war bewusst, dass das Angebot allein nicht reicht. Es muss den Leuten gefallen, nur dann werden sie es weitererzählen.“ Und genau das passiert bis heute. Menschen, die einen Iglu-Zauber-Abend im Iglu-Dorf bei Benno Reitbauer verbringen, erzählen es weiter und er blickt immer wieder in neue faszinierte Augen, die kaum glauben können, was man alles mit Eis erschaffen kann – das treibt ihn weiterhin an. Das führt zu immer neuen Ideen.

© Alpeniglu

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