Mit September tritt die Herkunftskennzeichnungspflicht für tierische Produkte in der Gemeinschaftsversorgung in Kraft. Das ist ein guter erster Schritt, ist Florian Hippesroither von Gourmetfein überzeugt – aber auch erst der Anfang dessen, was dringend nötig ist.
Text: Daniel Feichtner
Zu wissen, was wir essen, gewinnt mit immer bewussterem Konsumverhalten zusehends an Bedeutung. Dabei geht es schon lange nicht mehr nur um Zutaten, sondern auch um die Herkunft der Zutaten und Produkte. Denn CO2-Belastung, Tierwohl, Logistikketten, faire Arbeitsbedingungen und nicht zuletzt verlässliche Qualität sind unter den Aspekten, auf die Konsumenten achten, weit nach oben gerückt – teilweise auch über den Preis.
Verpflichtend
Was im Handel bei Obst, Gemüse und einigen tierischen Produkten oft auf freiwilliger Basis mittlerweile schon alleine aus Marketing-Gründen üblich ist, wird in der Gastronomie bislang nur vereinzelt praktiziert. Doch das ist im Begriff, sich zu ändern: Ab kommenden September steht die Gemeinschaftsverpflegung – also Kantinen, Pflegeheime, Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen und mehr – in der Pflicht, Rechenschaft darüber abzulegen, aus welchem Land das angebotene Fleisch sowie verwendete Eier und Milchprodukte stammen.
Erster Schritt
„Eine solche Kennzeichnungspflicht wird ja schon länger diskutiert“, meint Gourmetfein-Geschäftsführer Florian Hippesroither. „Und dazu hat man sich jetzt durchgerungen. Das ist ein wichtiger erster Schritt – aber auch nur der Anfang.“ Denn eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht sieht er längerfristig als unumgänglich. In Großküchen sei eine solche Maßnahme allerdings besonders wichtig. „Fleisch hat ja kein ‚Mascherl‘. Und gerade dort, wo große Mengen tierischer Produkte verkocht werden, verleitet das natürlich dazu, zu billigeren Zutaten zu greifen, selbst wenn die Margen gering sind.“
Versteckte Kosten
Das ist aber zu kurz gedacht, ist er überzeugt. Denn schlussendlich zahlen wir alle den Preis für billigere Erzeugnisse. Kostenersparnisse kämen ja nicht irgendwoher: „Da sprechen wir von laxeren Umweltschutzgesetzen, kaum regulierter Entsorgung von Abfallprodukten, was zur Nitritverseuchung von Böden und Verschmutzung von Gewässern führt, globalen Logistikketten, um genveränderte Futtermittel, die in der EU nicht angebaut, aber importiert werden dürfen, zu verfüttern und mehr“, erklärt er. „Das ist ein hoher Preis für ein um 50 Cent billigeres Schnitzel. Und da sprechen wir noch nicht einmal von den moralischen Implikationen von Massentierhaltung im großen Stil.“ Und um dem entgegenzuwirken, sei es unerlässlich, Mündigkeit beim Konsum zu fördern – und zwar verpflichtend und auf kurz oder lang in allen Bereichen, auch im Handel und der regulären Gastronomie.
"Es braucht Ehrlichkeit auf verpflichtender Basis,
damit sie auch verlässlich ist."
Florian Hippesroither, Geschäftsführer Gourmetfein
Wo ein Wille ...
Dass das – und noch deutlich mehr – möglich ist, beweist Hippesroither mit Gourmetfein. Der oberösterreichische Familienbetrieb arbeitet seit 2014 mit seinen eigenen Bauern zusammen. Mittlerweile sind es 46 Schweine- und 160 Rinderzüchter, deren Namen auf dem jeweiligen Produkt ausgewiesen sind. Damit verbunden sind sehr hohe Standards: Futtermittel sind sowohl gentechnik- als auch glyphosatfrei, Tierwohl wird ebenso garantiert wie die nachhaltige Gülleentsorgung und mehr. All diese Versprechen hat Gourmetfein in einer eidesstattlichen Erklärung festgehalten, um verbindlich Verantwortung zu übernehmen. „Denn genau da hapert es“, meint der Geschäftsführer. Auch wenn sich viele Betriebe durchaus an die Regeln halten, gebe es schwarze Schafe – und während das Bewusstsein der Konsumenten stetig wächst, nimmt ihr Vertrauen ab. „Da ist viel Misstrauen da“, bestätigt Hippesroither. „Alleine deswegen braucht es Ehrlichkeit – auf verpflichtender Basis, damit sie auch verlässlich ist. Und zugleich bekommen Konsumenten Mündigkeit zurück und die Möglichkeit, nachhaltig und bewusst zu konsumieren.“
© Gourmetfein