Social Media ist aus Gastronomie und Hotellerie nicht mehr weg zu denken. Nicht in der Flut an Posts und Bildern unterzugehen, ist alles andere als einfach. Doch wer authentisch zu präsentieren weiß, was ihn von anderen abhebt, hat gute Chancen.
Text: Daniel Feichtner
Hip, jung und ein bisschen wild: So präsentieren sich die drei Betreiber von Onkel Willy’s Hütte. Sie haben den Gastronomiebetrieb auf der Planai, der sich damit in mittlerweile dritter Generation im Familienbesitz befindet, 2019 übernommen und ihn neu aufgestellt. Zu ihrem Konzept gehört neben dem offenen Grill, gebrandeten Schildkappen, Kaffeetassen (inklusive Kaffee in „OWH-Röstung“), dem selbst gemachten Gin und einer eigenen App natürlich auch ein gestylter und gut umgesetzter Social-Media-Auftritt. Der liegt voll und ganz in den Händen von Christopher Fischer, während seine beiden Freunde und Kollaborateure sich um das Personal, den Betrieb und natürlich die Küche kümmern. Eine Homepage betreiben die Gastronomen zwar auch, die ist allerdings bewusst minimalistisch gehalten. „Dort findet man genau uns drei, die Speisekarte und eine Handvoll grundsätzliche Informationen“, erklärt er. „Der Rest der Präsentation übers Launemachen bis hin zur Veranstaltungsankündigung – das passiert alles auf Social Media.“
Selbst gemacht
Nicht zuletzt weil es auf genau diesen persönlichen Austausch ankommt, ist es unerlässlich, dass Social-Media-Präsenzen unternehmensintern gemanagt werden, ist Fischer überzeugt: „Das kannst du nicht abgeben. Wir haben das eine Zeit lang versucht“, erzählt er. „Aber das waren nicht wir. Jemand Externes kann unseren Spirit einfach nicht rüberbringen. Das muss jemand machen, der im Betrieb aktiv ist, sonst ist es nicht echt.“
Denn Authentizität ist auf Social Media das Um und Auf – und die einzige Möglichkeit, sich in der Flut von Bildern und Postings hervorzutun, ist er sich sicher. Deswegen verkaufen die drei auch nicht die Hütte selbst, sondern das Feeling, das die Gäste erwartet: „Gutes, regionales Essen und der Spaß, den wir hier oben haben, das ist es, was uns ausmacht. Und das ist auch das, was wir präsentieren“, erklärt Fischer. Das 15. Sonnenuntergangsfoto und das 20. Bild der Gaststube oder vom Infinity-Pool werde niemanden dazu bringen, zweimal hinzusehen.
Postings mit Persönlichkeit
Stattdessen wagen sich die drei Betreiber selbst vor die Linse. „Unsere Follower wollen unterhalten werden. Deswegen stellen wir uns selbst mit ein wenig Witz ins Rampenlicht.“ Die Aussicht, das Essen oder die Hütte dienen dabei vor allem als Kulisse, die zwar wahrgenommen wird, aber eben nicht im Fokus liegt. Und der Erfolg dieser Strategie ist messbar: „Wir haben inzwischen gelernt, dass Fotos, auf denen wir persönlich drauf sind, im Schnitt doppelt so viele Likes bekommen wie andere.“
"Mittlerweile gibt es Postings nur noch,
wenn wir etwas zu sagen haben
oder wenn uns etwas lustiges einfällt."
Christopher Fischer
Mut und Kanten
Diesen Weg zu finden, war nicht ganz einfach – aber unerlässlich, um sich in der Flut an Postings und Angeboten abzuheben. „Wir sind teilweise durchaus provokant“, gibt Fischer zu. „Aber niemals arrogant – eben so, wie wir sind.“ Damit ist das Team anfänglich durchaus angeeckt. Aber mittlerweile machen sich die Posts „mit Kanten“ bezahlt. „Wir können uns heute sicher mehr leisten als am Anfang“, meint er. „Die Leute reden drüber. Und das ist wichtig, um im Gespräch zu bleiben.“
Bild statt Wort
Mittel zum Zweck ist dazu vor allem Instagram. Die Plattform spielt den Gastronomen in die Hände. Weil sie Bilder in den Fokus rückt, können die Postings ohne große Worte genau die beabsichtigte und emotionale Message transportieren, die sie an den Mann oder die Frau bringen wollen. Dazu kommt auch eine sich zusehends auftuende Generationenschere: Die Zahl der Facebook-User wächst nicht nur nur noch langsam. Die User des einstigen Platzhirsches unter den Social-Media-Plattformen werden auch zusehends älter. „Mir kommt manchmal vor, dass dort vor allem Leute jenseits der 40 aktiv sind“, schätzt Fischer. „Unser Gästesegment zwischen 18 und 35 trifft man dagegen auf Instagram.“
Prominentes Branding gehört ebenso zum Konzept.
Wiedererkennungswert
Um den Betrieb, seine Kollegen und sich selbst ins rechte Licht zu rücken, hat Fischer einen eigenen Fotografen engagiert, der der Hütte zweimal pro Jahr einen Besuch abstattet. Das koste nicht die Welt und nehme auch viel Druck im Alltag. Anstatt immer auf der Suche nach einem Motiv zu sein, steht ihm ein Fundus zur Verfügung, auf den er immer zurückgreifen kann – rund 2.000 Fotos pro Shooting, von denen es rund 80 jeweils schlussendlich auf Social-Media-Plattformen schaffen. Der Profi hat zudem einen eigenen Filter entwickelt, dank dem die Fotos alle eine einheitliche Optik haben. „Damit haben wir immer ausreichend Bilder für Postings. Und wenn wir einen Event oder eine bestimmte Message haben, mit der wir an unsere Follower herantreten wollen, muss ich nur noch das Bild aussuchen, das dazu passt.“
Zwanglos und ehrlich
Dennoch steckt viel Arbeit in der Social-Media-Präsenz. Doch gerade deswegen dürfe das Befüllen von Instagram und Co. nicht zum Zwang werden. Eine Weile haben die drei Gastronomen versucht, mindestens einmal wöchentlich zu posten. „Da läufst du dann wie ferngesteuert herum und postest einfach irgendwas, was du dir mühsam und mit Gewalt ausgedacht hast. Da geht die Authentizität auch flöten“, meint er und sieht das heute deutlich gelassener. „Mittlerweile gibt es Postings nur noch, wenn wir etwas zu sagen haben oder wenn uns etwas Lustiges einfällt.“ Manchmal mit einem Abstand von bis zu zwei Monaten. Aber: „Wenn wir dann etwas online stellen, kommt’s wirklich von uns – eben ganz ungezwungen und von ganzem Herzen.“
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