Die erfahrene Barkeeperin Manuela Lerchbaumer wird im Oktober Österreich bei internationalen Meisterschaften in Bologna vertreten und spricht über neue Variationen und Veränderungen in der Cocktail-Welt.
Text: Theresa Kirchmair
Ein gepflegter Drink verschönert jeden Sommertag. Nach einem Tag am See bei lauen Temperaturen abends unter freiem Himmel zu sitzen und genüsslich einen Schluck vom Getränk der Wahl zu nehmen, ist für manche der Inbegriff von Sommerfeeling. Der Inhalt des Glases kann dabei darüber entscheiden, ob man den Tag mit Altbekanntem oder einer willkommenen Überraschung ausklingen lässt. Denn Hugo und Co. in Ehren: Abseits der Klassiker gibt es zahlreiche neue Ideen, die Erfrischung versprechen – mit oder ohne Alkohol.
Geschmacksache
Das Angebot an neuen Rezepturen ist riesig, für Manuela Lerchbaumer, Inhaberin der Easy Bar in Linz und erfahrene Barkeeperin, gibt es aber einen Inbegriff des modernen Getränks für heiße Tage: „Der Gin Basil Smash ist für mich ein zeitgemäßer Sommerdrink. Dieser genial-simple, erfrischende Drink aus Basilikum, Gin und Zuckersirup wird nie langweilig.“ In ihrem Lokal beobachte sie eine wachsende Nachfrage nach erfrischenden und fruchtigen Cocktails, außerdem erfreue sich die Geschmackskombination süß-sauer zunehmender Beliebtheit. Auch die Eigenkreationen der Chefin werden gern getrunken. Persönliche Note und neue Trends lösen laut Lerchbaumer die klassischen Drinks aber nicht ab, sondern sind eher eine Erweiterung des Angebots: „Auch eine Colada geht bei uns immer.“
Bewusster Genuss
Ein großes Schlagwort in der Szene ist aktuell „Mindful Drinking“. Bewusstes Trinken statt automatischem Griff zum Glas ist die Devise, häufig in Verbindung mit leichten, hochwertigen Getränken. Diese sollen dem Trend mehr entsprechen als Drinks, deren Rezeptur eher auf Berauschung als auf komplexe Gaumenfreuden baut. Diese Art, achtsam zu konsumieren, ist auch mit klassischen Cocktails entsprechender Qualität möglich, wie Lerchbaumer in ihrer Bar demonstriert: „Der Drink wird bei uns noch genossen. Zurzeit mixe ich wieder mehr klassische Cocktails und diese sind wahrlich nicht die leichtesten.“
Eine Spielart der leichteren Getränke sind die Hard Seltzers, die aus Soda mit etwas Alkohol und – in vielen Fällen – Fruchtaromen bestehen. In den USA sind sie bereits ausgesprochen beliebt, in Österreich hinkt ihre Bekanntheit noch hinterher. Die Easy Bar ist laut Lerchbaumer nicht der Markt für die Getränke, aber: „Auch bei uns sind Hard Seltzer schon angekommen.“
Nüchtern, ohne Verzicht
Das gestiegene Bewusstsein für Gesundheit, Qualität und Regionalität macht sich auch in den Trinkgewohnheiten der Gäste bemerkbar, etwa im anhaltenden Trend zur vollwertigen, alkoholfreien Variante. „Es gibt so viel gute Cocktails ohne Alkohol, dass sie nicht nur für Autofahrer attraktiv sind“, so Lerchbaumer über die veränderte Rolle der Getränke. Früher als Beiwerk für jene gedacht, die keinen Alkohol zu sich nehmen durften, haben die oft komplexen Rezepturen inzwischen auch in geschmacklicher Hinsicht zu ihren alkoholischen Artverwandten aufgeschlossen.
Alt und Neu
Auch dieses Jahr gibt es wieder Drinks, die nach einem längeren Dasein am Rande der Aufmerksamkeit ein Revival erleben. Lerchbaumer führt drei Cocktails an, die sie wieder im Kommen sieht: Sazerac, White Lady und Mary Pickford. Mit Spirituose, Zucker, Wasser und einem Bitter ist der aus New Orleans stammende Sazerac ein echtes Urgestein, White Lady und Mary Pickford entstanden beide noch zu Zeiten der US-amerikanischen Prohibition.
Zur Person
Manuela Lerchbaumer ist Inhaberin der Easy Bar in Linz. Die erfahrene Barkeeperin wird im Oktober Österreich bei internationalen Meisterschaften in Bologna vertreten. Zur Veränderung durch Virgin-Cocktails meint sie: „Es gibt so viel gute Cocktails ohne Alkohol, dass sie nicht nur für Autofahrer attraktiv sind.“