Von Krumpendorf am Wörthersee aus erobert Cocktail-Weltmeister Mario Hofferer die Theken rund um den Globus. Neuerdings füllt er seine Kreationen fixfertig in Fläschchen ab.
Text: Michael Rathmayr
Weil ihnen das große C in den letzten beiden Jahren viel Zeit dafür gab, begannen Mario Hofferer und sein Team in ihrem Liquid Kitchen Labor in eine neue Richtung zu experimentieren. Normalerweise wird dort an Zaubertränken und dekorativen Geschmacksgebern aller Art gewerkelt: aus Kräutern gezogene Essenzen, aromatisierte, mit geschabtem Gold veredelte Zuckerwatte oder Whiskey, der via Ultraschallwellen und Holzchips von alten Fässern auf die Schnelle um Jahre älter und intensiver gemacht wird. Weil auf den Eventbühnen am Wörthersee, in Marbella und Singapur nichts los war, man nicht jammern, sondern positiv auftreten wollte, rief Hofferer ein neues Projekt aus: „Liquid Love“, fertig gemixte Cocktails, abgefüllt in kleine, kantige Flaschen – mit der Gastronomie, Hotels im Speziellen, als potenzieller Klientel im Visier.
Alle Neune
Inzwischen steht das Projekt Liquid Love bei neun Sorten, mit haltbar gemachten Interpretationen von Altbekanntem wie Negroni, Mai Tai, Moscow Mule – und neuen Kreationen mit klingenden Namen wie Szenequicky oder Pornstar Martini. Verkauft hat Hofferer bis dato mehr als 40.000 Flaschen, unter anderen zählt die luxuriöse Nobu Hotelkette zur Kundschaft. Die alte Jägermeister-Fabrik in Graz wird neuerdings, voll adaptiert, zur Produktion genutzt. Denn selbst- auferlegtes Ziel für 2022 ist es, eine Million Drinks weltweit zu verkaufen. 800.000 Stück der Glasfläschchen sind sicherheitshalber schon einmal bestellt.
Vieles spreche fürs neue Konzept, so Mario Hofferer. Der Verkauf via Minibars in den Hotelzimmern biete sich an, klar. Um die neun Drinks, allesamt mindestens zwei Jahre haltbar, an den Hotelbars und auf Café-Terrassen selbst mixen zu können, bräuchten Gastronomen erst einmal geübte Barkeeper. Außerdem eine gut sortierte Bar mit rund 60 geöffneten Flaschen, von denen manche rasch ablaufen würden. Das Interesse an seinen Drinks sei jedenfalls hoch – eine angenehme Nebenwirkung des Netzwerkes, das Hofferer sich als globaler Cocktail-Caterer und Eventmacher erarbeitet hat. Man arbeite deshalb bereits an neuen Geschmäckern, alles gehe dabei in Richtung „Wellbeing Drinks“, mit – ganz dem Trend zum Daytime drinking entsprechend – niedrigerer Drehzahl beim Alkoholgehalt und gesunden Begleiterscheinungen, die z. B. über Komponenten aus Bachminze, Baumrinden oder Enzianwurzeln gesichert wird.
In the Mix
Erfolg kommt selten über Nacht. Im Fall von Mario Hofferer ist dieser neben dem offenkundigen Talent als Barkeeper mit harter Arbeit und gesteigerter Risikobereitschaft schon in jungen Jahren verbunden. All sein Erspartes setzte er nach der Ausbildung zum Koch für eine renommierte Bar-Fachschule in Zürich ein, die Oma verdoppelte damals sein Budget – was fürs Leben in der Schweiz auch dringend notwendig war. Die Liste von Hofferers Erfolgen liest sich jetzt, wie man das in Österreich sonst nur von den Sternchen unter den alpinen Skifahrern kennt. Und schon mit 17 Jahren machte er sich selbstständig, auch aus Mangel an interessanten Jobangeboten. Er konnte (mit Unterstützung des „Vati“, Erfried Feichter von der Kärntner Legro) früh die ersten Erfolge als Eventorganisator feiern.
Preisträchtig
Bei seinem ersten Weltmeistertitel setzte er sich mithilfe seines Mentors Peter Weissnegger als einer der jüngsten gegen 60 andere Staatsmeister durch. Gewonnen hat er mit seinem Drink „Rosé Sissy“, bestehend aus weichem Vodka, österreichischem Sekt, spanischem Sangria, Kräuter- und Bitterextrakt aus Trinidad, außerdem einer Prise Gold. Neben dem Cocktail werden auch das Fachwissen, der Umgang mit dem Gast sowie die Technik und der Bartending Style bewertet. „Als Barkeeper musst du über alles reden können“, so Hofferer. Klar, wenn die Thekenphilosophen unter den Barflys zur Weltformel ausholen, ist breites Allgemeinwissen gefragt.
Seit Hofferers Ankunft im Mixology-Olymp ging es jedenfalls steil bergauf: Anfragen kamen plötzlich nicht mehr nur aus Pörtschach – auch Kunden aus Hongkong und Monte Carlo sicherten Finanzen und Vielfliegerstatus. Inzwischen hält Hofferers MH Cocktail Entertainment Catering einen mit kräftig Bling-Bling ausgestatteten Firmensitz in seiner Heimat Krumpendorf, samt bestens bestücktem Labor und einer Pokalvitrine in musealer Dimension, außerdem einen Zweitsitz in Marbella. Darauf lässt sich anstoßen.
Eurogast als Starthelfer
Erfried Feichter, Geschäfts-führer der Klagenfurter Eurogast Legro, erinnert sich noch gut, als Mario Hofferer Anfang der 2000er-Jahre unvermittelt bei ihm aufkreuzte. Hofferer bat damals um Unterstützung für seine ersten Events am Wörthersee, frei nach dem Motto: Erfolgskonzept vorhanden, Budget dafür noch keines. Das Feuer vom „Bua“ habe ihm gleich getaugt, er habe gespürt, dass der Zug zum Tor da stark genug gewesen sei. Diese Bereitschaft zur Starthilfe hat Feichter bei Hofferer firmenintern den Beinamen „Vati“ eingebracht – der, genauso wie die Verbundenheit zwischen Eurogast und Hofferer, bis heute geblieben ist.
Zur Person
Nach Ausbildung zum Koch und Restaurantfachmann machte Mario Hofferer sich mit zarten 17 Jahren als Barkeeper, Caterer und Eventorganisator selbstständig. Er absolvierte die renommierte Bar-Fachschule von Michèle Galmarini in Zürich, die Karriere verlief seitdem kometenhaft: Hofferer wurde fünfmal österreichischer Barkeeper-Staatsmeister, zweimal Cocktail-Weltmeister (bei den insgesamt fünf Teilnahmen außerdem einmal Silber, zweimal Bronze) und zweimal World Bartender Of The Year.
Eine solche Flut an Auszeichnungen schlägt naturgemäß hohe Wellen: Die Formel eins in Monte Carlo, VIPs bei den Hahnenkamm-Rennen, Lifeball, selbst die Oscars – sie alle vertrauen auf Mario Hofferers Künste als Mixer.