In 15 Minuten zum Genuss: Der Südtiroler Caterer Karl Telfser hat mit seinen Kochboxen eine Take-away-Option für Private mit gehobenen Ansprüchen geschaffen.
Text: Theresa Kirchmair
Üblicherweise verlässt die Kundschaft bei Take-away die Lokalität mit einer verzehrfertigen Speise im Gepäck. Für jene, die ihr Gericht doch selbst vollenden möchten, aber nicht die Zeit, die Nerven oder das Können für Rezeptsuche und Zubereitung haben, sind genaue Anleitungen und vorportionierte Zutaten Gold wert. Mit HomeChef hat der Südtiroler Karl Telfser ein Kochboxangebot im gehobenen Segment geschaffen. „Das ist keine Zielgruppe, wo man sagt, das ist was für alle Tage. Das ist schon was Spezielles“, erklärt er, besonders an Feiertagen hat HomeChef Hochkonjunktur. Telfser agierte nicht alleine – während er Wissen aus dem Catering beisteuerte, kam die Expertise von Chefkoch Patrick Holzner bei der Anpassung der Gerichte zum Tragen. Alle Zutaten sind genau abgewogen und gekennzeichnet, die Konsumenten müssen nur noch die verbleibenden Schritte des beigelegten Rezeptes ausführen.
Hoher Standard
Telfser hat sich einen Namen mit seinem Cateringunternehmen und Feinkost gemacht. Auf die Idee, Kochboxen zusammenzustellen, kam er durch eine ehemalige Mitarbeiterin. Gäste ihres Aparthotels äußerten den Wunsch, etwas Hochwertigeres als Pizza ordern zu können. Im Sommer 2019 begann man also probeweise, erste Menüs zum selbst Fertigstellen anzubieten. Das Experiment gelang, die Initiatoren suchten nach einer geeigneten Bestellplattform. Nachdem Lieferando und Co. den Ansprüchen nicht genügten, investierte Telfser mit HomeChef in eine eigene Infrastruktur.
Frisch erstellt
Mit Beginn der Pandemie brach der Cateringbereich komplett weg, die Kochboxen hätte man wirtschaftlich dank Feinkost nicht gebraucht, so Telfser. Dennoch steckte das Team Zeit in das Projekt, erinnert er sich: „Wir haben einfach gesagt, wir machen das jetzt, weil es eine geile Geschichte ist und etwas anderes als das, was andere machen.“
Für HomeChef musste vieles aus der Taufe gehoben werden: die Website, ein verknüpfter Onlineshop, professionelle Bilder der angebotenen Gerichte, möglichst nachhaltige Verpackungsvarianten für Abholung und Lieferung sowie die Anpassung der Speisen selbst.
Entwicklung im Kochtopf
„Jedes Rezept ist eigens für HomeChef entwickelt worden, damit es danach auch funktioniert“, erklärt der Unternehmer. Hier kam ihm die Erfahrung aus dem Cateringbereich zugute. Die Gerichte müssen lagerbar sein, ohne an Qualität oder Struktur zu verlieren, sowie vor Ort rasch zuzubereiten sein. 15 Minuten und zwei Kochflammen sollen für jedes HomeChef-Gericht reichen. Telfser nennt als Beispiel für die angepasste Rezeptur das angebotene
Risotto. So, wie sie es anböten, könne man es nirgends kaufen, denn ihres gelinge in 15 bis 20 Minuten.
Nicht nur die Rezeptur stellte sich als Herausforderung dar, sondern auch das Angebot. „Man kann viele Arbeitsschritte durchdenken und planen. Mit viel Erfahrung schaltet man sicher viele Sachen aus, aber in der Praxis, wenn der Kunde dann bestellt …“, so der Unternehmer über unerwartete Wünsche der Kundschaft. Ursprünglich bot man nur fertige Menüs an, die Vorlieben der Kunden brachten das Team zum Umschwenken auf ein modulares System mit einzelnen Vorspeisen, Hauptspeisen und Desserts zusätzlich zu den Menüs. Dadurch brauchte man mehr Lagerkapazitäten, Auswahl und Kennzeichnungsmöglichkeiten.
Kulinarisches Puzzle
Pro Gericht wird mit Farbe und Buttons markiert, welche Zutat Teil welches Rezeptes ist. Diese kulinarischen Puzzles können entweder bei Telfser im Südtiroler Lana abgeholt oder bestellt werden, wobei der überwiegende Teil der Kundschaft letzteren Weg geht. Geliefert wird bis nach Berlin, wichtigstes Einzugsgebiet ist aber die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt. Im Kühlschrank halten sich die Menüs mehrere Tage, was sie besonders für Feriengäste interessant macht.
Für den Versand kreierte man wiederverwendbare Kühlboxen aus Karton, auf Styropor und Plastik wollte das Team so weit wie möglich verzichten. In die Aparthotels und Appartements werden die Zutaten in Holzkisten geliefert, alle Materialien sind entweder recycelbar oder werden vom Unternehmen wieder abgeholt.
Mundpropaganda
Bei der Bewerbung von HomeChef war das Team zurückhaltend, erzählt Telfser: „Jedes kleine Kind muss laufen lernen. Es hilft nicht, wenn du erst einen Haufen Werbung machst und dann funktioniert es nicht oder du hast Reklamationen.“ So blieb ausreichend Raum für Optimierungen, und Beschwerden blieben aus.
© Florian Andergassen