Dem Sternbräu in der Salzburger Altstadt droht eine Abgabennachzahlung von bis zu 100.000 Euro. Laut Finanzprüfern haben die Mitarbeitenden mehr Trinkgelder eingenommen als eine Verlautbarung der ÖGK von 2018 vorsieht. Geschäftsführer Harald Kratzer übt im Interview Kritik.
Es gibt aus 2018 von der damaligen Salzburger Gebietskrankenkasse eine ominöse Verlautbarung, dass Trinkgelder ab einer gewissen Höhe nicht mehr der monatlichen Pauschalierung unterliegen, sondern sozialversicherungspflichtig seien. Das wurde bisher niemals angewandt. Durch die steigende Nutzung der Möglichkeit, mit Karten zu zahlen, scheint das Trinkgeld im Gegensatz zu den bislang meistens bar gegebenen Tips jetzt auf. Da wir das Trinkgeld unserer Gäste an die Mitarbeiter:innen weitergegeben haben, sollen wir jetzt im Nachhinein diese Sozialversicherungsleistung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer nachzahlen. Für mehrere Jahre rückwirkend kommt da ein stolzer sechsstelliger Betrag zusammen.
Diese Verlautbarung war weder unseren Mitarbeitenden noch mir bekannt und ist bislang ja auch nie zur Anwendung gekommen. Die reguläre Trinkgeldpauschale ist von uns immer anstandslos und ordnungsgemäß abgeführt worden. Auch bei vorangegangenen Prüfungen war das nie ein Thema, was ja nicht zuletzt der Grund ist, warum nun angeblich eine so eklatante Summe fällig geworden sein soll.
Das Kernproblem liegt nicht in der Summe des Trinkgelds, sondern darin, das Trinkgeld ein Geschenk der Gäste für die Leistung unserer Mitarbeitenden ist. Unsere Gäste teilen zu 99 Prozent diesen Ansatz. Dieses anzutasten erfordert einen enormen Verwaltungsaufwand und macht das Arbeiten in der ohne hin schon herausfordernden Gastronomiebranche noch schwieriger.
Das Problem liegt in der Politik. Der Staat muss sein Budgetloch durch Einnahmenkürzungen in den Griff bekommen und nicht durch die Erschließung immer neuer Einnahmequellen, die eine ohnehin sehr geforderte Branche zusätzlich belasten würden.
Wir werden vorerst nicht aktiv werden. Stattdessen warten wir jetzt mal auf die Entscheidung der Behörden ab. Denn noch liegt uns ja keine konkrete Forderung vor.
Das Trinkgeld sollte grundsätzlich abgabenfrei sein.
Das Sternbräu in der Salzburger Altstadt findet seine erste historische Erwähnung als Brauerei mit einer eigenen Gaststätte im Jahr 1542. Seit 2006 führt Harald Kratzer den Betrieb, der 2014 komplett umgebaut worden ist, mit seiner Frau Eva Kratzer-Burgstaller. Heute bietet der Gastronomiebetrieb rund 780 Sitzplätze sowie 670 Gartenplätze und beschäftigt mehr als 130 Mitarbeitende aus über 20 Nationen.
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