Bei Familie Fuchs in der südöstlichen Steiermark wachsen Kürbis, Käferbohne – und seit einigen Jahren auch ein echter Exot namens Reis, im Trockenanbau.
Text: Michael Rathmayr
Initialzündung für dieses ungewöhnliche Unterfangen war der kräftige Klöcher Traminer – so besagt es jedenfalls die Gründungslegende von SteirerREIS by Fuchs. Eines weinseligen Abends im Jahre 2010 saßen Adele und Franz Fuchs im Gasthaus Palz in Klöch mit Freunden beim steirischen Backhendl beisammen – und befanden, wie schade es im Grunde sei, dass der Beilagenreis aus Fernost und nicht, wie alles andere auch, aus der Steiermark kam. Die Herausforderung war damit definiert, das Ehepaar Fuchs schritt zur Tat. Denn immerhin wurde doch nur etwas weiter südlich, in Italien, schon seit dem 15. Jahrhundert Reis angebaut. Und selbst von Reispionieren im schweizerischen Tessin hatte man schon gehört. Das könnte, müsste doch auch hier, im „grünen Herzen Österreichs“, funktionieren.
Trial & Error
Vier Jahre und viel Hirnschmalz, Schweiß und Vehemenz hat es dann gebraucht, bis Franz Fuchs die erste Scheibtruhenladung steirischen Reises ernten konnte. Bis durch Experimente mit unterschiedlichen Sorten, dem rechten Zeitpunkt für die Aussaat und optimierte Bewässerung die Abstimmung so weit auf Klima und Bodenbeschaffenheit eingestellt war, dass der Reis gedeihen konnte. (Auch Hobbygärtner kennen die Problematik: Man muss bei Misserfolgen immer erst ein Jahr warten, bis man wieder eine neue Chance bekommt.)
„Natürlich sind wir mit dieser Idee anfangs auch ein bisschen belächelt worden“, sagt Franz Fuchs. Und natürlich wollte man auch etwas anbieten, was nicht ein jeder hatte. Mit dem Verkauf des lokalen Exoten konnten die Füchse 2016 starten, mittlerweile steht man mit SteirerREIS sehr solide da. Seit 2021 gibt es die hochmoderne „Reismanufaktur“ am Hof. Der Reis wird mit eigenen Flächen und acht Vertragslandwirten aus der unmittelbaren Umgebung auf 40 bis 60 Hektar angebaut, die Jahresernte beträgt rund 180 Tonnen Rohreis.
"Natürlich sind wir mit dieser Idee anfangs auch belächelt worden."
Franz Fuchs
Trockenbau
Reis gedeiht in Klöch im Trockenanbau. Er wird, nach dem Schweizer Vorbild, trocken angesät, zu den sensiblen Zeitpunkten werden die flachwurzelnden Pflanzen bewässert. Aber die Felder werden nicht geflutet, wie man es aus Asien kennt, wie es meist auch in Italien gemacht wird.
70 Prozent weniger Wasser kommen so zum Einsatz, vor allem die Rund- und Mittelkornsorten wie Japonica eignen sich für den Anbau auf den Lehm- und Sandböden rund um Klöch.
Nach der diesjährigen Kälteperiode Mitte April war es schon höchste Zeit für die Aussaat. Zwischen Ende September und Mitte Oktober wird der Reis dann mit dem Mähdrescher geerntet, getrocknet und gereinigt. In der Manufaktur am Hof wird er entspelzt, poliert und vakuumverpackt portioniert, damit das Aroma aus den steirischen Böden bestmöglich erhalten bleibt. Die Spelzen werden zu verheizbaren Pellets weiterverarbeitet, aussortierte gebrochene Reiskörner eignen sich ideal für Milchreis oder werden zu Reismehl vermahlen.
Neben Reis und Naturreis, bei dem das Silberhäutchen, die Kleie, auf den Reiskörnern verbleibt, hat Adele Fuchs auch Reisnudeln, Reiscracker,
sogar Reisbier und manches mehr im Angebot. Dazu die anderen Produkte, die vom „Kürbishof Fuchs“ kommen: zum Beispiel Polenta, Fruchtsaft und, ganz standesgemäß, Käferbohnen und Kürbiskernöl.
SteirerREIS by Fuchs
Reis, Milchreis, Reisnudeln, Reiscracker, selbst Reisbier ist von Adele und Franz Fuchs erhältlich. Von März bis Oktober werden am Hof von Familie Fuchs in Klöch Führungen angeboten – natürlich samt Verkostung des lokalen Exoten.
"Das war schon sehr emotional, als wir zum ersten Mal unseren eigenen Reis probiert haben."
Adele Fuchs
Bestseller
Den kräftigen Naturreis nimmt man im Hause Fuchs am liebsten fürs Reisfleisch, der weiße Reis eignet sich bestens als Beilagenreis, längst nicht nur fürs Backhendl. Die runden Körner, etwas größer als Basmati und Langkorn, sind außerdem ideal für Risottos in allen Variationen.
Dass nun gerade der SteirerREIS zum Zugpferd am Hof von Adele und Franz Fuchs in Klöch geworden ist, hätten sie sich, Traminer hin oder her, anfangs nicht gedacht. Der Löwenanteil geht über Direktvermarktung weg, im Hofladen und via Webshop. Auch über Eurogast ist der Reis aus Klöch erhältlich. Auf allen Kanälen gilt: „Steirischer Reis? Ja, den gibt’s.“