Vom Krankenbett zur Hotelsuite

Monika Misch hat ihren Reha-Beraterinnenjob in Berlin aufgegeben, um den Mölltalerhof in Kärnten als Hoteldirektorin zu leiten. Über eine Frau, die in der Hotellerie ihr Glück gefunden hat.

Text: Nico Knappe

Im ruhig gelegenen Mölltal steht in Lainach der Mölltalerhof, das familiäre Hotel im alpenländischen Stil, in dem Hoteldirektorin Monika Misch Touristen aus aller Welt empfängt. Sie liebt das Arbeiten mit den Gästen und wird von Kollegen und Einheimischen geschätzt und unterstützt. Den Großteil ihres Lebens verbrachte Monika allerdings nicht an der Rezeption, sondern am Krankenbett.

Gesundheitsarbeit, die krank macht

„Viel Arbeit, großen Druck und so manchen Ärger“, so beschreibt Monika Misch ihren ehemaligen Job als Reha-Beraterin. Mehr als 15 Jahre arbeitete sie in Berlin und kümmerte sich darum, Patienten, die aus dem Krankenhaus entlassen wurden, bei der Wahl der richtigen Reha-Therapie zu unterstützen. Zu Beginn hatte Monika noch mehr Freude am Beruf, damals arbeitete sie viel direkt mit den Patienten und war zum Beispiel für Reha-Sport zuständig. In den letzten Jahren waren es aber vor allem Verwaltungstätigkeiten, die Monika immer unzufriedener ausübte. „Die Verwaltung frisst einen auf – es war zu viel Druck für zu wenig Leute“, sagt sie rückblickend.

"Natürlich gibt es auch Stress,
aber das lässt sich hier ganz anders klären."
Monika Misch

Inspiration in der Auszeit

Mit ihrer nicht zufriedenstellenden Situation im Kopf nahm sich Monika eine Auszeit und sagt heute: „Ich wollte einfach ausbrechen.“ Ihre Nachdenkpause verbrachte sie im Mölltal, das sie in den 1970er-Jahren als Kind mit ihrer Familie regelmäßig besuchte. Wie der Zufall es wollte, verbrachte sie ihre Auszeit ausgerechnet im Mölltalerhof, wo sie heute arbeitet. Dort wurde gerade eine neue Hoteldirektorin gesucht, und das Team des Mölltalerhofs machte ihr überraschend das Angebot dort anzufangen. 

„Der Gedanke hat mich Tag und Nacht nicht losgelassen“, erzählt Monika. Ihr Umfeld stand dem Angebot gemischt gegenüber. Zuspruch bekam sie von ihrer Mutter, von einigen Freunden aber auch Unverständnis: „Als ich manchen gezeigt habe, wie groß Lainach ist, haben sie mich für verrückt erklärt von Berlin dorthin zu gehen.“

Ankommen in einer anderen Welt

„Als ich mich entschlossen habe nach Lainach zu gehen, hatte ich zuerst Respekt und die Sorge alleine zu sein“, schildert Monika und ergänzt: „Das ist aber gar nicht so.“ Vom Hotelteam wurde sie offenherzig empfangen. „Es gab niemanden, der skeptisch war, ob ich als Quereinsteigerin kompetent genug bin.“ Verglichen mit ihrem alten Beruf könne Monika jetzt weniger am PC und freier arbeiten. Eine Führungsposition wie als Hoteldirektorin kannte sie bereits aus ihren ehemaligen Jobs und kommt damit gut zurecht. 

Was ihr vor allem Freude bereitet, ist der Austausch und die direkte Arbeit mit den Gästen. Auch der Stresslevel sei ein anderer, erzählt Monika: „Natürlich gibt es auch Stress, aber das lässt sich hier ganz anders klären – zusammen als Team.“ Für sie entstand sogar „ein Gefühl von Liebe“ zum Mölltalerhof, Lainach und den Menschen dort.

"Mut zur Lücke. Stellt euch dem Risiko."
Monika Misch

Quereinsteiger

Im Rückblick würde Monika alles noch mal genau so wieder tun. Sie sieht sich jetzt im richtigen Beruf, am richtigen Ort und umgeben von solidarischen Menschen. „Ich bin glücklich und habe vor, zu bleiben“, sagt sie und rät allen, die sich überlegen in die Hotellerie oder Gastronomie zu gehen, auch wenn sie etwas anderes gelernt haben: „Mut zur Lücke. Stellt euch dem Risiko – man macht sich immer viel zu viele Gedanken.“

© Monika Misch, Mölltalerof/Franz Gerdl

Mehr aus der
Welt von eurogast.

Schnitzel in der Superlative
Wer ist jetzt eigentlich die Marke: das größte Schnitzel Österreichs oder der Schnitzelkönig selbst? Walter Lutz jedenfalls steht immer noch in der Küche vom Stadlwirt in Nauders, denn er liebt sein Handwerk ebenso sehr wie seine Heimat im Tiroler Oberland.
Kolumbien am Wörthersee
Die Liebe hat den Kolumbianer Mario Jimenez nach Klagenfurt geführt. Als „El Colombiano“ serviert er dort das lateinamerikanische Streetfood Empanadas – samt österreichischem Einschlag.
Eurogast Österreich setzt Zeichen für Nachhaltigkeit und eine grünere Zukunft
Nachhaltigkeit hat bei Eurogast Österreich, einem der führenden Gastrogroßhändler des Landes, höchste Priorität.
Rare Geschmackssache
Eine seltene Spezialität hat der Thomahof im steirischen Salzkammergut zu bieten: An zwei Tagen in der Woche wird frische Leber serviert.
Altwiener Gulasch
Ein Gulasch, zum Dahinschmelzen zart und sämig, wird seit bald schon jeher im traditionsreichen „Kaffee Alt Wien“ kredenzt.
Geschmacksexplosion und Hingucker
Die Gourmet Perlen zaubern intensive geschmackliche Erlebnisse und beleben mit ihren Aromen jede Speisekarte: Sie inspirieren zu neuen Kreationen und geben klassischen Gerichten und Getränken einen neuen Dreh.